JPEGmini – Meine Erfahrungen mit dem Speicherplatz-Optimierer

Alle, die bei diesem Beitrag gelandet sind, eint wohl eines: Die Frage, ob JPEGmini wirklich hält, was es verspricht. Und ob sich die Investition lohnt. Die Antwort ist – wie so oft – nicht eindeutig. Es kommt drauf an.

Aber erstmal zur Ausgangssituation.

Als Fotograf sammelt sich schnell ein beachtliches Datenvolumen an. Nach einem durchschnittlichen Corporate-Shooting habe ich 500-800 Bilder auf der Karte – hochauflösend, RAW und JPEG. Die RAW-Dateien archiviere ich natürlich, klar. Aber auch die bearbeiteten JPEGs für Kunden-Lieferungen und Web-Präsenz brauchen Platz. Viel Platz.

Eine exportierte JPEG-Datei aus Capture One ist oft 8-12 MB groß – bei voller Qualität. Bei 100 finalen Bildern eines Shootings macht das knapp 1 GB nur für die Lieferversionen. Multipliziert mit 50 Aufträgen pro Jahr: 50 GB allein für Kunden-JPEGs. Backup-Strategie bedeutet bei mir: Dreifach gespeichert. Lokale Festplatte, NAS, Cloud-Backup. Das sind dann 150 GB – nur für die Endprodukte. Und das ist nur ein Jahr.

Man könnte jetzt natürlich argumentieren, dass Speicher heute günstig ist. Stimmt ja auch. Aber letztlich geht's nicht nur um die Kosten, sondern auch um Upload-Zeiten, Download-Zeiten für Kunden, Server-Speicher für die Website. Und irgendwann ist dann auch die schnellste SSD voll.

Und genau da kommt JPEGmini ins Spiel.

Die Idee ist nicht neu. Es gibt viele Tools, die Bilder komprimieren. TinyPNG kennt jeder, der für's Web arbeitet. Aber JPEGmini verspricht etwas, das nach Marketing klingt: Dateigröße um 40-80% reduzieren, ohne dass man's sieht. Ohne sichtbaren Qualitätsverlust. Ja eh. Dachte ich auch zuerst.

Wie funktioniert das überhaupt?

Standardmäßige JPEG-Kompression arbeitet mit festgelegten Parametern für das gesamte Bild. JPEGmini analysiert jeden Bereich individuell. Wo verträgt das Bild mehr Kompression – etwa in unscharfen Hintergründen? Wo muss die Qualität erhalten bleiben – etwa in Gesichtern, Text, Details? Das Ergebnis soll dann visuell identisch sein, technisch aber deutlich kleiner.

Klingt gut. Aber funktioniert's?

Ich hab's getestet. Und zwar nicht nur mit ein paar Testbildern, sondern über mehrere Monate im echten Workflow. Mit Corporate-Portraits, Architektur-Aufnahmen, Event-Reportagen. Die ganze Bandbreite.

Beispiel 1: Corporate-Portraits Original-Export aus Capture One: 9,2 MB. Nach JPEGmini: 3,8 MB. Ersparnis: 59%. Visueller Unterschied? Ehrlich gesagt: Nicht erkennbar. Selbst bei 100% Zoom nicht. Das hat mich überrascht.

Beispiel 2: Architektur-Aufnahmen Original: 11,4 MB. Nach JPEGmini: 4,1 MB. Ersparnis: 64%. Auch hier: Kein sichtbarer Unterschied.

Beispiel 3: Event-Reportage mit 300 Bildern Original gesamt: 2,8 GB. Nach JPEGmini: 1,1 GB. Ersparnis: 61%. Das ist schon deutlich spürbar, wenn man das auf einen Server laden muss.

Wo nutze ich JPEGmini konkret?

Kunden-Lieferung: Kleinere Dateien bedeuten schnellere Upload-Zeiten in Online-Galerien. Meine Kunden laden die Bilder schneller herunter. Bei größeren Lieferungen – 50+ Bilder – macht das einen spürbaren Unterschied. Vor allem, wenn Kunden mit langsamerem Internet arbeiten oder mobile unterwegs auf die Galerie zugreifen.

13,7 MB Einsparung bei einem Bild. Ein Extrembeispiel, das aber dennoch zeugt, was möglich ist. Meine All-time savings seit November 2019: Amtliche 479,37 GB. In Speicherplatz umgerechnet: Einiges an Geld.

Website & Portfolio: Alle Bilder auf lichtlinien.at laufen durch JPEGmini. Das Resultat sind schnellere Ladezeiten, bessere SEO-Performance, weniger Server-Speicher. Und das merkt man. Gerade bei Portfolio-Galerien mit 20-30 großformatigen Bildern.

Social Media: Instagram, LinkedIn, Facebook komprimieren Bilder ohnehin. Wenn ich vorher mit JPEGmini optimiere, habe ich mehr Kontrolle über das Endergebnis. Die Plattformen komprimieren dann nicht mehr so aggressiv, weil die Datei schon klein ist. Das Ergebnis sieht besser aus.

Archivierung: Projekt-Archiv nach Abschluss – alle finalen JPEGs durch JPEGmini. Spart Backup-Speicher und Cloud-Kosten. Bei mir mittlerweile Standard-Workflow.

Die Integration in Capture One ist praktisch.

JPEGmini Pro bietet ein Plugin für Capture One. Das ermöglicht die direkte Optimierung beim Export – ohne zusätzlichen Arbeitsschritt. Der Workflow ist simpel: Bilder in Capture One bearbeiten, Export-Einstellungen wählen, JPEGmini-Plugin aktivieren, Export starten. Fertige, optimierte Dateien landen direkt im Zielordner. Kein manueller Umweg über die Standalone-App nötig.

Das klingt jetzt alles sehr positiv. Aber wo sind die Haken?

Ehrlich bleiben: JPEGmini ist kein Wundermittel. Es gibt klare Grenzen.

RAW-Dateien: Funktioniert nicht. Nur JPEG. Logisch, aber trotzdem wichtig zu erwähnen.

Print-Qualität: Für großformatige Drucke – A1 und größer – bleibe ich bei Original-Qualität. Nicht weil JPEGmini schlecht komprimiert, sondern weil ich bei Prints auf Nummer sicher gehe. Vielleicht übertrieben vorsichtig, aber da zahlt der Kunde für höchste Qualität.

Bereits komprimierte Bilder: Wenn ein Bild schon stark komprimiert ist, bringt JPEGmini wenig bis nichts. Die Software erkennt das zwar und warnt, aber ein Wunder kann sie nicht vollbringen.

Ersatz für Backup-Strategie: Kleinere Dateien bedeuten nicht, dass man kein Backup braucht. Offensichtlich, aber der Vollständigkeit halber erwähnt.

Technische Details – für die, die's genau wissen wollen:

Es gibt zwei Versionen. JPEGmini – die Basis-Version – kostet ca. 20€ (oft im Sale). Desktop-Software für Mac und Windows, einmaliger Kauf. JPEGmini Pro kostet ca. 150€ einmalig und bietet zusätzlich Stapelverarbeitung, das Capture One Plugin, höhere Auflösungen (bis 60 MP statt 28 MP), Photoshop-Plugin und Command-Line für Automatisierung.

Workflow-Integration ist vielfältig: Standalone-App (Drag & Drop), Capture One Plugin (nur Pro), Photoshop-Plugin (nur Pro), Command-Line für Automatisierung (nur Pro).

Mein Fazit nach zwei Jahren Nutzung?

JPEGmini ist seit 2023 fixer Bestandteil meines Workflows. Die Software hat sich mehrfach amortisiert – allein durch eingesparte Cloud-Speicher-Kosten. Ich zahle bei meinem Cloud-Anbieter weniger, weil ich weniger Speicher brauche. Upload-Zeiten haben sich halbiert. Kunden-Feedback ist positiv – schnellerer Download, keine Qualitätsverluste.

Für wen lohnt es sich?

  • Fotografen mit hohem Ausgabevolumen – viele Kunden-Lieferungen pro Monat

  • Capture One Nutzer, die direkten Export-Workflow suchen

  • Wer schnelle Upload/Download-Zeiten braucht – etwa bei Online-Galerien

  • Bei begrenztem Speicherplatz – SSD-Nutzer kennen das Problem

Für wen eher nicht?

  • Hobby-Fotografen mit 10 Bildern pro Monat – da rechnet sich's nicht

  • Wer primär RAW-Workflow nutzt und JPEGs nur als Vorschau exportiert

  • Print-Fotografen, die ausschließlich in höchster Qualität arbeiten und jeden Kompromiss scheuen

Als Alternative gibt's TinyPNG/TinyJPG – erwähne ich der Vollständigkeit halber. Online-Tool, kostenlos für kleine Mengen. Ähnliches Prinzip, aber primär für Web optimiert. JPEGmini ist universeller einsetzbar und funktioniert auch offline.

Sollte sich jemand eine sehr technisch detaillierte Abhandlung über JPEGmini gewünscht haben – sorry. Da gibt's im Internet bereits genug dazu. Ich wollte hier wirklich meine Erfahrungen darlegen. Und mein kurzes Fazit abgeben.

Wer JPEGmini als einziges Tool für Speicher-Optimierung nutzt und hauptsächlich für Print arbeitet, ist vielleicht besser bedient, einfach mehr Speicher zu kaufen. Wenn man allerdings regelmäßig große Mengen an Bildern ausliefert, viel Web-Content produziert oder schlicht effizienter arbeiten will – dann ist JPEGmini eine sinnvolle Investition.

Mir ist ein sehr gutes, wenn auch nicht perfektes Tool gelungen zu finden. Für mich persönlich unverzichtbar geworden.

Link: www.jpegmini.com
(Keine Affiliate-Links, keine Kooperation – reine Empfehlung aus der Praxis)

Tool-Reihe wird fortgesetzt:
Nächste Woche: "PhotoPills – Wie ich Licht und Location perfekt vorausplane"

Welche Tools nutzt ihr für Speicher-Optimierung? Schreibt mir gerne auf LinkedIn.

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